Samstag, 15. Dezember 2018

Als meine Liebe starb

Als meine Liebe starb - ich weiß gar nicht genau, ob an Unterernährung, dem Tumor aus Täuschungen oder den inneren Blutungen, die zahllose Schläge verursacht hatten...

...als meine Liebe also endlich starb, spürte ich zunächst - nichts. Gar nichts. So sehr nichts, daß das Vakuum in mir sich schließlich zusammenzuziehen und einen krampfigen Schmerz auszulösen begann. Aber nur kurz. Denn es sog auch Leben an, echtes Leben, echte Gefühle, echte Menschen, die sich kein Selbstbild zurechtlügen, sondern zu sich stehen können. Zu ihren Schwächen. Zu ihrer zarten Seele. Und zu mir. Endlich.

Als meine Liebe starb, ging etwas Großes. Etwas, an das ich geglaubt und auf das ich vertraut hatte. Etwas, das mir Grundlage und Antrieb für alles war, was ich tat. Etwas so Großes, daß es die vielen kleinen Dinge verdeckte, die mich hätten warnen sollen, all die Falschheit, den Verrat unsichtbar, unerkennbar machte oder mich doch wenigstens verlockte, einfach nicht hinzuschauen. Etwas so Großes aber auch, daß es viel Platz hinterläßt, Platz für das Wahre, das Gute, das ohne Betrug und Doppelgesichtigkeit auskommt.

Als meine Liebe starb, endete ein Wunder, das nie eins war, ein Glück, das ich nicht mehr für möglich gehalten hatte, und das auch nicht möglich war. Nicht dort jedenfalls, wo ich es erwartet, wo ich es gesucht hatte. Wo ich gekämpft, geopfert und geliebt habe - und doch verlor gegen den Ungeist der Täuschung. Diese Täuschung, sie verzerrte mich, sie verzerrte sich selbst solange, bis sie sich gefallen und mich verfemen konnte. Sie machte die ganze Welt zu einem Zerrbild und das Gesicht meiner Liebe zu einer häßlichen, lachhaften Fratze. Und die zeigte sie allen.

Als meine Liebe starb, sah ich plötzlich klar. Erkannte jenseits des gefühligen Nebels, was falsch, und fand, was richtig war. Immer schon. Meiner Liebe werde ich gedenken, durch Pflichterfüllung und Großmut. Sie ruht nun in Frieden, wird nicht mehr ausgenutzt und und wartet auf nichts mehr. Ob sie ermordet oder fahrlässig getötet wurde, steht dahin; ich werde diesen Prozeß nicht führen. Es spielt keine Rolle mehr. Denn ich bin endlich frei.

Donnerstag, 22. November 2018

Ich weiß.

Ich weiß. Es hat kein Dach mehr. Eingefallen, ja. Und die Decken, nun ja. Eigentlich stehen nur noch ein paar Außenmauern. Aber die Lage ist toll! Oder? Ich geb's zu. Es ist ganz schön viel kaputt. Eigentlich alles.

Ich weiß. Dich zu bitten, hier einzuziehen, mit mir... das ist eine ganz schöne Zumutung. Es zieht, weil keine Fensterscheibe mehr ganz ist. Nichts hier ist bequem. Nichts ist einfach. Das weiß ich. Es wird eine Menge Arbeit.

Ich weiß. Du willst nicht hier sein. Warum auch? Wer möchte so leben? Ohne Dach. Ohne Heizung. Aber vielleicht überlegst Du es Dir ja noch mal. Denn wenn Du hier bist, dann bauen wir ein Dach. Und eine Heizung.

Ich weiß. Es ist eine Ruine. Mir tut's mehr weh als Dir. Es ist schließlich mein Haus. Aber weißt Du? Es war mal ein wunderschönes Schloß. Und weißt Du? Das kann es wieder werden. Erneuert. Erneut. Wenn wir nur tüchtig dran arbeiten.

Ich weiß. Das klingt nach einem Märchen. Naiv. Ein bißchen zu optimistisch. Aber weißt Du? Du hast es kaputtgemacht. Damals. Das Dach verbrannt, die Fenster eingeworfen. Das tat weh. So sehr. Wenn es wieder ganz werden kann, dann nur mit Dir.

Ich weiß. Du magst das nicht so gern hören. Daß Du mein Haus zerstört hast. Unbewohnbar gemacht. Aber es ist nichts Schlimmes. Es ist eine Chance, die wir beide haben. Es wieder ganz zu machen. Bewohnbar. Ein kleines Zuhause für das Glück.

Ich weiß. Nach all den Jahren weiß ich sehr viel. Über's Bauen, über's Renovieren. Über's Wiederherstellen. Über Dächer und Heizungen. Und über Glück. Deshalb schlag' ich's einfach mal vor:

Laß uns hier einziehen!

Donnerstag, 15. November 2018

Ein Muschelleben

Die Muschel im Meer
hat’s schwer.
Sie ist weich
und zugleich
ist das Leben so hart.
Es erspart
ihr nichts. Kein Land,
nur Salz und Sand
und der zahlreichen Feinde
hungrige Gemeinde.
Drum schützt sie mit Schalen
vor Qualen
ihr Herz,
hüllt den Schmerz
in Stein
und verkriecht sich darein.

Allein.
Von draußen kann kein
Wesen sie sehen,
verstehen,
erkennen und spüren
ihr inneres Rühren,
ihr Sehnen, ihr Hoffen.
Nicht offen
der steinerne Panzer,
mit ganzer
Kraft verschlossen gehalten,
vor Gewalten
die zarte Seele
zu bergen in einsamer Höhle.

Sie sehnt sich nach Leben,
ihr Streben
nach Liebe,
die Triebe,
all das treibt sie an
und sie kann
nicht verhindern,
die Deckung zu mindern,
einen haarfeinen Spalt
öffnet sie – schon wird’s kalt.

Doch eh sie neuerlich hart und gemein
die innere Pein
verdeckt,
sie versteckt
und sich wiederum schließt,
schießt
liebesmutig ein Sandkorn hinein
ganz klein, ganz fein.
Ins Weiche gekuschelt,
ummuschelt,
bekämpft
und gedämpft
mit perlkaltem Weiß
brennt es heiß,
und aus Muschel und Korn
wird Neues gebor’n.

Da spült eines Tages das launige Meer
was her.
Ein lebensmüdes Schalentier
voll Gier
nach Trost und Halt,
schweißkalt
in ziellos-dummem Lauf,
nähert sich, bricht sie auf,
trinkt sich satt.
wird matt.
tut ihr weh,
sagt „ich geh“
und ist weg.
Was ihr bleibt, ist der Schreck.
Doch schon eilt
eh' sie heilt
das Schalentier zurück
hat Glück,
und darf rein
in den schützenden Schrein.

Und da macht es sich breit,
teilt sein Leid,
süß, hitzig, geschwollen
spricht’s von Liebe, von Wollen.
frißt Licht,
spürt nicht,
wie neben ihm die Muschel verdirbt
und stirbt.

Sie verfällt, verwässert, verweht
und vergeht.
Und zurück,
bleibt die Schale, das Stück,
das sie stützte,
ihre Weichheit beschützte,
und noch lange zu sehen
ist, wenn Muscheln vergehen.
Man nennt es wie sie,
erkennt nie,
wer dort lebte,
vor Angst, vor Liebe, vor Leid weich erbebte.

Nun liegt die Schale hohl und leer,
Ein Überrest nur,
doch nicht ohne Spur:
Eine kleine Perle schwimmt durchs Meer.

Freitag, 5. Oktober 2018

Nachtrauschen

Dem Sande

Es wird Abend. Ich verriegele die Tür, schließe alle Fenster. Draußen rauscht das Meer; ich kann es nicht mehr ertragen. Die Flut setzt ein, vulgär, eintönig, eine dumme Wiederholung des ewig Gleichen. Ich gehe nach oben, lege mich ins Bett. Aber immer noch rauscht es, schwillt, steigt. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und sehe es trotzdem: wie es gierig über den Strand herfällt, triebhaft und selbstsüchtig, über jenen geliebten weichen Sand, der mich noch vor Stunden warm und trocken bettete, meine Spur aufnahm und mich zärtlich einlud zu ruhen, mich sicher zu fühlen und für immer zu bleiben.

Es rauscht. Geistlose Wellen rollen sich auf den Sand, nehmen ihn ganz für sich in Anspruch, durchfeuchten ihn besitzergreifend und machen ihn hart und kühl. Ich sehe meinen Sand, wie er sich dem Drängen ergibt, sich teilnahmslos wegziehen läßt in die düstere Tiefe aus Schmutz und Versprechungen, wie die Wellen unsere Spuren verwischen und nichts bleibt vom Tage. Die dumme Macht der Flut treibt mir Wunden ins Herz, wütende Tränen in die Augen. Nichts Warmes und Weiches ist darin. Nichts Liebevolles. Nur Sturheit und Eigensinn und Zigarettenstummel. Ich will das nicht hören. Aber es rauscht. Es rauscht.

Schlafen kann ich nicht, wissend, was draußen geschieht. Ich gehe die Stiege hinunter. Ein Tee wäre gut. Unter meinen Füßen knirscht ein wenig Sand. Nicht weich. Nicht warm. Ein paar einzelne Körnchen, die ich mit hereingeschleppt habe, Erinnerungen, die langsam den Boden zerstören, auf dem ich gehe. Schleifend, reibend, scharf und kalt. „Mein Sand…“ seufze ich. Kurz überpfeift der Teekessel das Meer. Aus dem Becher dampft es warm. Aber das Rauschen ist stärker. Es bleibt in meinem Kopf, bis der Morgen graut.

Dienstag, 12. Juni 2018

In the face of liberty

In English, by popular request

I almost didn't come here. Out of sheer laziness; it's been a long day, and I'm exhausted. But I'm not in this town that often; the last time was 29 years ago. So, I pulled myself together and went over here. To the World Trade Center Memorial. To Ground Zero. And it is proving to be the most important, the most moving stop of my all-day walk through this inimitable, ravishing New York.

The two large basins, which are set into the ground exactly where the two towers used to stand, are wonderfully condign and live up to the significance of the location. From a distance, they are rather inconspicuous, focusing more on profoundness than on being monumental. They only unfold their grand, touching effect when one stands at their edges that precisely retrace the basic shape of the original World Trade Center and imprint it forever into the ground of the city. This place is determined and impressive enough, American, self-confident, yet modest and humble, a steady swoosh of silence and commemoration.

The black metal balustrade with the many, many names, in whose letters roses or flags are stuck here and there, creates respectful distance and makes the area of the horrific event of 11 September 2001 inaccessible like sacred ground. Water falls from the walls of the basins, several metres down into the deep, rushing, unstoppable, almost quoting the sound of collapsing buildings, steady though, not bringing about a terrible, incomprehensible final state, but permanent, so that it calms and reconciles one in a touching way, as eternal, as unflinching and powerful as freedom itself, which the insane act of that day could not destroy.

In the middle of each basin is a rectangular shaft, deep enough that one cannot see any ground, any physical end from the edges, which creates an illusion of infinite depth, but not a desperate depth of irretrievable oblivion, into which the water collecting flatly plunges down a second time, but a depth that leads directly to the ground of our being, into the foundation of ideas our life is based upon, to freedom itself that carries us powerfully without us seeing it.

There I stand, deeply moved, and at once three time levels start overlapping like milky pictures: The day in the summer of 1989 when I was so proud to go up to the World Trade Center and felt so urbane as I enjoyed, even absorbed the uplifting view over a sunlit Manhattan; today, this hazy day in June 2018, when the houses that excited me so much back then no longer exist, and instead I find two deep, swooshing basins in their place, in their shape, on which the names of thousands of dead are engraved; and that horrible 11 September in between, when the world I knew changed irrevocably. Here I stand looking up. It seems unimaginable that in this very airspace above me people once worked, chatted, joked, hoped and acted; unimaginable that somewhere up there, 415 metres above me, there is a piece of space that I once filled with this body that now stands at a rushing pool and looks up in disbelief and anxiety to its former self, which stands upon the old World Trade Center ghostly rising in front of me, and feels wonderful. Everything becomes one; I feel as if I look up from below and, at the same time, down from above onto the basins in the ground, hardly comprehending what I’m seeing when suddenly the first airplane approaches and hits the foggy tower below me and above me, and my vision dissolves in a ball of fire. The fear, the certainty of death, the last calls and text messages to the loved ones, the falling and jumping people, everything screams out loud in my head in horror – and dies away in the swoosh of the basin where I am standing today, in 2018.

Silently I walk down the Esplanade for quite a while and sit down on a bench. In the distance I can see the Statue of Liberty, this symbol of how we want our lives to be – free, hopeful and without fear and threat. And in the face of liberty, I feel a fearful uncertainty within me, the hushed question of whether the atrocities of 11 September have not reached their goal after all. So many people, here as in Europe, seem to be willing, out of sheer fear for their freedom, to paradoxically restrict it for the sake of a deceptive safety, and entrust themselves to the preachers of putative strength, simple solutions and clear concepts of enemies. Many people have absorbed the hatred that drove the terrorist acts and see hostility even in a language, a skin colour or a religion. The world has become more suspicious, more aggressive and inhumane, and this has always been the greatest threat to freedom. Greater than terror, greater than religious or political fanaticism.

Twilight sets over New York; Lady Liberty lights her torch. And I hope quietly that what she stands for will prevail against all temptations:

Our freedom.

Sonntag, 10. Juni 2018

Blick auf die Freiheit

Beinahe wäre ich nicht hergekommen. Aus reiner Faulheit; es war ein langer Tag, und ich bin erschöpft. Aber so oft bin ich nicht in dieser Stadt; das letzte Mal ist 29 Jahre her. Also habe ich mich aufgerafft und bin hergefahren. Zum World Trade Center Memorial. Zum Ground Zero. Und es erweist sich gerade als die bedeutendste, die bewegendste Station meines ganztägigen Spaziergangs durch dieses einzigartige, mitreißende New York.

Die beiden großen Becken, die genau da in den Boden eingelassen sind, wo die beiden Türme standen, sind wunderbar würdig und tragen der Bedeutung des Ortes Rechnung. Aus der Ferne sind sie ganz unauffällig, setzen mehr auf Tiefe denn auf Monumentales. Ihre grandiose, berührende Wirkung entfalten sie erst, wenn man an ihren Rändern steht, die die Grundform des ursprünglichen World Trade Centers genau nachzeichnen und sie auf ewig in den Boden der Stadt prägen. Bestimmt und beeindruckend genug ist diese Stätte, amerikanisch selbstbewußt, und doch bescheiden und demütig, ein gleichmäßiges Rauschen der Stille und des Gedenkens.

Die schwarzmetallene Balustrade mit den vielen, vielen Namen, in deren Buchstaben hier und da Rosen oder Flaggen stecken, schafft respektvollen Abstand und macht die Fläche des grausamen Geschehens vom 11. September 2001 unbetretbar wie heiligen Grund. Wasser fällt von den Wänden der Becken einige Meter hinab in die Tiefe, rauschend, unaufhaltsam, ein bißchen das Geräusch einstürzender Häuser zitierend, aber gleichmäßig, nicht einen schrecklichen, unfaßbaren Endzustand herbeiführend, sondern dauerhaft, sodaß es auf ergreifende Weise beruhigt und versöhnt, so ewig, unbeirrbar und kraftvoll wie die Freiheit selbst, die auch die Wahnsinnstat jenes Tages nicht zu zerstören vermochte.

In der Mitte der Becken ist jeweils ein rechteckiger Schacht angelegt, tief genug, daß man von den Rändern aus keinen Boden, kein physisches Ende zu erkennen vermag, was eine Illusion unendlicher Tiefe schafft, aber eben nicht einer verzweifelten Tiefe unwiederbringlichen Vergessens, in das das flach sich sammelnde Wasser ein zweites Mal hinabstürzt, sondern einer Tiefe, die geradewegs zum Urgrund unseres Seins führt, ins Ideenfundament unseres Lebens, zur Freiheit, die uns kraftvoll trägt, ohne daß wir es sehen.

Tief bewegt stehe ich da, und sogleich schieben sich drei Zeitebenen übereinander wie milchige Bilder: Der Tag im Juli 1989, an dem ich so stolz war, auf das World Trade Center hinaufzufahren, und mir so weltgewandt vorkam, während ich den erhebenden Ausblick auf ein sonnenbestrahltes Manhattan genoß, ja in mich aufsog; der heutige, diesige Tag im Sommer 2018, an dem die Häuser nicht mehr existieren, die mich damals so begeistert haben, und ich an ihrer Stelle, in ihrer Form zwei tiefe, rauschende Becken finde, auf denen die Namen tausender Toter stehen; und jener furchtbare 11. September dazwischen, an dem sich die Welt, die ich kannte, unwiderruflich veränderte. Ich stehe da und blicke nach oben. Unvorstellbar, daß in diesem Luftraum über mir einst gearbeitet, geplaudert, gescherzt, gehofft und gewirkt wurde; unvorstellbar, daß es irgendwo dort, 415 Meter über mir, ein Stückchen Raum gibt, das ich einst mit diesem Körper ausgefüllt habe, der nun an einem rauschenden Becken steht und ungläubig und beklommen emporschaut zu seinem früheren Selbst, das auf einem geisterhaft sich vor mir erhebenden World Trade Center steht und sich wunderbar fühlt. Alles wird eins; mir ist, als blicke ich von unten hinauf und zugleich von oben herab auf die Becken im Boden, kaum begreifend, was ich da sehe, als plötzlich das erste Flugzeug heranrast und unter mir und über mir einschlägt in den Nebelturm, und in einem Feuerball löst sich meine Vision auf. Die Angst, die Todesgewißheit, die letzten Anrufe und Textnachrichten an die Geliebten, die fallenden und springenden Menschen, alles schreit entsetzt auf in meinem Kopf und verhallt im Rauschen des Beckens, an dem ich heute, 2018, stehe.

Still spaziere ich die Esplanade hinunter, ein gutes Stück, und setze mich auf eine Bank. In der Ferne kann ich die Freiheitsstatue sehen, dieses Symbol dafür, wie wir uns unser Leben wünschen - frei, hoffnungsvoll und ohne Angst und Bedrohung. Und mit diesem Blick auf die Freiheit verspüre ich in mir eine bange Ungewißheit, die leise Frage, ob die Greueltaten des 11. September nicht doch ihr Ziel erreicht haben. So viele Menschen, hier wie in Europa, scheinen aus schierer Angst um ihre Freiheit bereit zu sein, sie paradoxerweise einschränken zu lassen um einer trügerischen Sicherheit willen, und vertrauen sich den Predigern scheinbarer Stärke, simpler Lösungen und eindeutiger Feindbilder an. Viele Menschen haben den Haß, der die Terrorakte getrieben hat, in sich aufgenommen und sehen Feindliches schon in einer Sprache, einer Hautfarbe oder einer Religion. Die Welt ist mißtrauischer geworden, aggressiver und unmenschlicher, und das war von jeher die größte Bedrohung für die Freiheit. Größer als Terror, größer als religiöser oder politischer Fanatismus.

Die Dämmerung legt sich über New York; Lady Liberty entzündet ihre Fackel. Und ich hoffe still, daß sich gegen alle Versuchungen bewähren wird, wofür sie steht:

Unsere Freiheit.

Sonntag, 20. Mai 2018

"Die Angstprediger" - eine Rezension

Endlich bin ich dazu gekommen, "Die Angstprediger", das neuste Buch von Liane Bednarz zu lesen, dessen Erscheinen nun schon eine Weile her ist, und zu dem also bereits viele kluge und umfassende Rezensionen verfaßt worden sind. Diesen zum Teil sehr gründlichen Würdigungen möchte ich nichts Redundantes hinzufügen, aber ein paar Eindrücke mag ich dennoch gern teilen.

In den "Angstpredigern" kuratiert Liane Bednarz eine Ausstellung. Eine Ausstellung von Bosheiten und Bissigkeiten, von verengten Weltbildern und bewußten Verkürzungen, von Hetze und übler Stimmungsmache, die sich immer tiefer in die gesellschaftliche Debatte hineinätzt und also mehr und mehr zur diskursiven Normalität wird. Die Fülle der Sammlung ist dabei ebenso beeindruckend wie die Akkuratesse ihrer Dokumentation: Die ganz häßlichen Exponate werden sorgfältig von den "nur" unschönen abgegrenzt, die einseitigen in ihrem Absolutheitsanspruch durch gekonnte Ergänzungen und Gegendarstellungen relativiert. Zugleich scheut sich Bednarz nie, auch valide Argumentationspunkte ihrer Gegner anzuerkennen und entsprechend zu kontextualisieren. Daraus entsteht ein ausgewogener, umfassender Gesamteindruck, der an keiner Stelle persönlich oder gar polemisch wird. Leider, möchte man fast ergänzen, den ein klein wenig Leidenschaft hätte dem sehr sachlichen Buch hier und da vielleicht ganz gut getan.

Diese Sachlichkeit ist dem Gegenstande freilich angemessen und macht die Autorin insoweit unangreifbar. Bednarz bemüht sich um eine nüchterne Bestandsaufnahme dessen, was an Ansichten, Ideen und Agenden im vielschichtig wabernden Ganzen der sogenannten "Neuen Rechten" kursiert, welche Verbindungen und gegenseitigen Einflüsse unter den Protagonisten und Medien der Szene bestehen und welche Kommunikationswege und Netzwerke genutzt werden. Nur ganz gelegentlich bringt sie persönliche Schlußfolgerungen in ihre Faktensammlung ein. Der Stil mag dabei etwas karg wirken; selten ist er wirklich unterhaltsam oder gar zum Schmunzeln, aber das war vermutlich auch nicht beabsichtigt. In den "Angstpredigern" geht es um nicht mehr und nicht weniger als ohne Zorn und Eifer aufzuzeigen, wie tief rechtes Gedankengut bereits in die Mitte der Gesellschaft eingesickert ist und durch wen und mit welcher Dynamik es sich verbreitet. Daß Bednarz dabei trotz aller Sachlichkeit nicht leidenschaftlos ist, belegt bereits die immense Arbeit und Sorgfalt, die sie auf dieses Buch verwendet hat und in der sichtbar wird, wie sehr ihr Aufklärung und Mahnung zur Herzenssache geworden ist.

In einer Kritik las ich, dem Buch fehle es an einem Lesefluß; es werde zu sehr zwischen Themen hin- und hergesprungen - ein Eindruck, den ich nicht ohne weiteres teile, dessen Entstehen mir indes nachvollziehbar erscheint. Ein geschmeidiges Dahingleiten stellt sich ob der Themenvielfalt in der Tat nicht ein, und wer erwartet, ein Thema führe reibungslos ins andere hinüber, wird wohl enttäuscht. Das ist jedoch weniger dem Fehlen von Ordnungsprinzipien oder einem mangelhaften Aufbau geschuldet als vielmehr der Natur des Gegenstandes: Wie in jeder komplexen Ausstellung, für die zunächst die Grundsatzentscheidung zu fällen ist, ob die Fülle an Material nach Personen, Themen oder rein zeitlich zu strukturieren sei und wie man die dadurch zwangsläufig entstehenden Lücken überbrückt bekommt, richtet sich der Blick auch in den "Angstpredigern" zunächst auf einen Aspekt, der umfassend beleuchtet und belegt wird, wandert dann einem weiteren Felde zu, um sich schließlich, wenn die Einzelthemen hinlänglich erläutert sind, den Zusammenhängen, den Verknüpfungen und Kausalitäten, den personellen und ideologischen Schnittmengen zuzuwenden. Immerhin behandelt das Buch die rechten (und nur sehr scheinbar christlichen) Positionen zum Euro, zur Sexualität, zum Islam, zur Moderne, zu Gender Studies, zur Kunst, zur Kirche und schließlich zu den Medien. Das sind eine Menge Punkte, die Bednarz gekonnt betrachtet, verknüpft und zu einem Muster rechtsideologischer Indoktrination verdichtet.

Und so stimmt eben beides: Einen Lesefluß gibt es insoweit nicht als man stetig neu ansetzt und Einzelheiten zu einem weiteren Thema erfährt, so wie man in einer tatsächlichen Ausstellung immer wieder neue Räume betritt; jedoch sorgen die profunden Analysen und Erklärungen für die nötigen Übergänge und Zusammenhänge, so daß man am Ende doch flüssig und ohne Brüche durch das Buch geführt wird.

"Die Angstprediger" ist ein wichtiges Buch, das die Breite der Themen und die Stoßrichtung rechter Programmatik auf beeindruckende Weise zusammenfaßt. Ob jedes Zitat geeignet ist, der zitierten Person genuin rechtes Denken zu bescheinigen bzw. konservatives Denken abzusprechen, mag dahinstehen; letztlich bedürfen auch Fakten der Interpretation und lassen Raum für individuelle, subjektive Auffassungen. Als Beitrag zur Gesamtschau der gegenwärtigen Bundesrepublik ist "Die Angstprediger" indes von höchstem Wert.

Montag, 30. April 2018

Hängt Flaggen auf!

Nun hängen also bald Kreuze in allen bayerischen Behörden - ein grober, billigstem Wahlkampfkalkül entsprungener Unfug, der nicht nur von den unchristlichsten Motiven, nämlich dem schnöden Gewinn in fragwürdige Richtungen driftender Wähler und damit dem tumben Erhalt von Macht, getrieben ist, sondern zudem das heilige Kreuz, an dem Jesus Christus litt, um für unsere Sünden zu büßen, zur folkloristischen Kulturikone verzwergt.

Wer unbedingt ein Symbol für abendländische Werte, für Frieden, Freiheit und Demokratie, für Aufklärung und Humanismus in Ämtern, Behörden und sonstigen staatlichen Stellen haben will - ich hätte da eins! Eines, mit dem sich tatsächlich jeder identifizieren sollte, der in diesem Land lebt, egal, woher er kommt oder an was er glaubt. Eines, unter dem man sich in seinen Rechten und seiner Würde sicher fühlen darf. Eines zudem, das wir viel zu lange sehr stiefmütterlich behandelt und zuweilen sogar verschämt vermieden haben:

Das schwarz-rot-goldene Banner unserer Bundesrepublik, jene Trikolore der deutschen Demokratiebewegung des Vormärz, die Farben, die 1832 aufs Hambacher Schloß getragen und 1933 von den Nazis genau dieser Werte wegen in den Schmutz getreten worden sind, unsere Fahne, die über der unblutigen Revolution von 1989 wehte und für das beste, freieste und friedlichste Deutschland steht, das es je gab, für Offenheit, Verständigung, Völkerfreundschaft, Teilhabe und Entfaltung.

Gut, ein paar verirrte Spaziergänger, Alternativdeutschländer und Wutbürger laufen in historischer Unbildung auch damit rum, aber das tun sie mit dem Kreuz ja ebenfalls. Ihnen diese Farben zu überlassen, wie es leider bei jeder Pegida-Demonstration geschieht, war von jeher ein fataler Fehler - Schwarz, Rot und Gold gehören doch recht eigentlich mit Fug und Recht auf die Seite der Gegendemonstrationen!

Darum: Hängt die Flagge in jedes Foyer, in jedes Amtszimmer, in jeden Klassenraum und jeden Wartesaal. Hängt sie in unsere Bahnhöfe, in die Kaufhäuser und in die Hotels. Mit diesem Bekenntnis zu unserer Kultur und Identität könnte ich sehr gut leben!

Mittwoch, 25. April 2018

O'naglt is!

Das bayerische Kabinett hat gestern die Anbringung von Kreuzen in den Eingangsbereichen staatlicher Behörden beschlossen. Man möchte damit ein Zeichen für die christliche Prägung und Tradition unserer Kultur setzen. Jetzt hat sie's gepackt, die Provinzler in München.

Mal abgesehen davon, daß die Säkularität des Staates dadurch mindestens aufgeweicht wird, und noch mehr abgesehen davon, daß das christliche Kreuz kein regional oder kulturell zu begrenzendes, sondern ein universelles religiöses Symbol des erlösenden Lebens und Leidens Jesu Christi ist, dessen Verwendung durch die Landesregierung zum Zwecke der kulturellen Unterscheidung und letztlich Ausgrenzung geradezu mißbräuchlich ist, entsteht eine groteske Diskrepanz zwischen einem heuchlerisch inszenierten Christentum einerseits und andererseits einem oft genug völlig unchristlichen, der Bergpredigt nachgerade entgegengesetzten Verhalten selbstgefälliger Politiker und Funktionäre, die ihre Menschenverachtung und ihre Ressentiments gern mit Tradition und Trachtenjacken verhüllen.

Ich bin einigermaßen angeekelt.

Samstag, 31. März 2018

kein frühling

kein licht
kein grün
kein himmelblau
kein blumenbunt
kein menschenschön

Freitag, 30. März 2018

Ruhe halten

Vorhin unter der Dusche pfiff ich ein fröhliches Liedchen - und hielt plötzlich inne. Karfreitag! Der Sterbetag Christi.

Ich erinnere mich, daß wir als Kinder angehalten wurden, nicht zu toben, nicht zu schreien, nicht laut zu spielen und nicht zu streiten. Ruhe war angesagt, ein bißchen Ehrfurcht, ein bißchen Demut. Uns wurde keine Strafe angedroht, sondern vielmehr die Bedeutung und Erhabenheit des Tages erklärt. Und ich bin dankbar dafür, denn es hat mich gelehrt, mich zurückzunehmen, demütig zu sein und die Größe des heiligen Geschehens auf mich wirken zu lassen - bis heute. Immer noch vermag ich Ostern tief zu empfinden, mich ganz hineinzuversenken in die göttliche Opferbereitschaft, den heiligen Verzicht, das Wunder der Selbstaufgabe für den liebenden, menschheitsrettenden Zweck - und selbst ein winziges Abbild dieser Rücknahme des Eigensüchtigen zu leben, indem ich eben nicht pfeife, nichts genieße, nichts will außer Einkehr zu halten, meine Sorgen, Wünsche, Begehrlichkeiten und Beschwerden auf das richtige Maß zu stutzen und meine Wichtigkeiten zu ordnen. Tanzen zu gehen am Karfreitag - darauf käme ich in zehn kalten Wintern nicht. Zu sehr entspricht das heiß diskutierte Tanzverbot meinem eigenen Bedürfnis nach Ruhe und Verzicht, und ich bin seltsam gerührt, daß sich gerade dieses Stück allseits beschworener (und im Falle praktischer Auswirkung auf den Alltag ebenso heftig verfemter) christlich-abendländischer Tradition bis heute so hartnäckig gehalten hat.

Denn ob man die Geschichte Jesu nun wörtlich glaubt oder nicht, ob man religiös ist oder agnostisch, bibeltreu oder atheistisch - die Passion Christi bleibt eine mächtige Botschaft von Liebe und Erlösung, von Opferbereitschaft und bedingungsloser Hingabe an das Gute, kurz: der höchste ethische Maßstab, den ein Mensch, ein Buch, ein Glaube je gesetzt hat, und damit für Christen und Atheisten gleichermaßen vorbildtauglich. Man muß sie nur spüren, leise werden, innehalten, verzichten auf den Lärm, die Beschäftigung, den Impuls und die Unterhaltung, wenigstens einen Tag lang. Mich jedenfalls bereichert die ehrfürchtige Ruhe, die ich mir am Karfreitag auferlege, mehr als es tausend wilde Tänze vermöchten.

Sonntag, 4. März 2018

Erinnern zwischen Schuld und Verantwortung

Ein Artikel auf Zeit online beschreibt die Veränderung der deutschen Erinnerungskultur, die Verlagerung hin zur Opferattitüde und die schleichende Verdrängung des Schuldbewußtseins. Die Erinnerungskultur, so der Tenor, sei nicht weltmeisterlich - sie sei gescheitert.

Irgendwas stört mich an diesem durchaus richtigen und wichtigen Artikel. Vielleicht ist es die enge, fast bedingende Verknüpfung von Schuld und Erinnern. Es wird suggeriert, daß eine Erinnerungskultur nur dann echt und belastbar sei, wenn sie mit einem Schuldbewußtsein einhergeht. Eine Schuld jedoch, die niemals endet und nie vergeben werden kann, ist unerträglich; sie zu verdrängen ist mithin ein psychologischer Überlebensreflex. Und eine Schuldzuweisung für Taten, die man nicht selbst begangen hat, ist - das weiß nicht nur jeder Jurist - schlicht und einfach Unrecht.

Daß man also da, wo die Schuld von einer abstakten, das deutsche Volk historisch betreffenden, zu einer konkreten, über die eigene Familie sozusagen persönlich ererbten wird, Abwehrmechanismen entwickelt und eine Opferrolle zu konstruieren versucht, scheint mir menschlich nachvollziehbar. Richtig ist es indes nicht, denn es zeitigt ungute Folgen - und genau hier, nicht im Grundgedanken, die heutige Erinnerungskultur zu prüfen, ist der AfD ein Vorwurf zu machen. Wem es tatsächlich um eine tragende Erinnerungskultur zu tun ist, täte also gut daran, sich vom Schuldbegriff als konstituierendem Erinnerunsmerkmal zu lösen und das Erinnern an die unsäglichen Verbrechen des Nationalsozialismus und all seiner Millionen deutschen Helfer und Vollstrecker in eine Begriffssystematik einzuordnen, die sich mehr zwischen Identität und Verantwortung als zwischen Schuld und Sühne bewegt.

Denn wer das Deutsche an sich, die Zugehörigkeit zu dieser Nation, ihrer Tradition, ihrer Kultur und ihrer Geschichte als Teil seiner individuellen Identität beansprucht, kommt um den Holocaust nicht herum. Sich mit einer Nation zu identifizieren, kann nicht bedeuten, sich nur die guten und schönen, die großen und edlen Aspekte ihrer Vergangenheit herauszupicken und alles andere mit der Schuldkultkeule aus dem Gedächtnis zu knüppeln, sondern eben auch all das zu verinnerlichen, was schrecklich, grausam und verbrecherisch war. Daraus folgt aber dann keine persönliche Schuld, sondern eine Pflicht - die Pflicht nämlich, eine persönliche Verantwortung für die Zukunft ebenso in sein deutsches Selbstbild zu integrieren wie die Ableitung der individuellen Identität aus der kollektiven Vergangenheit.

Ich selbst fühle mich am Holocaust nicht schuld - warum sollte ich? Aber weil ich eben Deutscher bin, und das von Herzen gern und ganz bewußt, ist er - und erstrecht alles, was einige meiner Vorfahren dazu beigetragen haben mögen - Teil meiner persönlichen Identität und verpflichtet mich, alles in meinen Möglichkeiten stehende dafür zu tun, daß dergleichen sich niemals und nirgendwo wiederholt.

Deshalb erinnere ich mich. Deshalb mache ich mich zum Teil des Ganzen, das wir deutsche Geschichte nennen, und diese Geschichte zu einem Teil von mir. Und deshalb bin ich politisch, sozial und schreibend aktiv. Aber schuld bin ich nicht.

Sonntag, 18. Februar 2018

Diplomatische Erfolge?

Eine Zweifelschrift

Deniz Yücel ist frei. Bundesaußenminister Gabriel genießt diesen diplomatischen Erfolg und versucht ganz offenbar, ihn für seine Positionierung in einer neuen Regierung zu nutzen. Zugleich hat er sich bei der türkischen Regierung für das Ende ihrer Geiselnahme bedankt, und ja, das empört mich. Ich hätte mir eine klarere, europäische Werte unmißverständlicher vertretende Ansage und einen entschlosseneren, konfrontativeren Umgang mit dem Diktator in Ankara gewünscht.

Denn Gabriel hat beim "walking softly" eben keinen "big stick" getragen, wie Theodore Roosevelt es einst empfahl. Erdogan hat vielmehr, einem Druck nachgebend, der von völlig anderer Seite kam, weil er sich nämlich mit seinem größenwahnsinnigen Gebahren in eine Position gebracht hat, die er nicht mehr beherrschen kann, ein Zugeständnis an ein Land gemacht, von dem er wußte, daß es einen Schmusekurs fährt und ihm so Einfluß in Europa ermöglicht. Die Freilassung Yücels nun ausschließlich einer geschickten und beharrlichen deutschen Diplomatie anzurechnen, ist so realitätsfern wie die gesamte Türkeipolitik der Bundesregierung, und daß Gabriel wichtige internationale Gesprächspartner in München sitzen läßt, um sich bei Springer in Berlin als Retter feiern zu lassen, sagt so einiges über sein Selbstverständnis aus.

Den "big stick" hätten Europa und Deutschland durchaus in der Hand - die Türkei ist von der EU wirtschaftlich vollkommen abhängig. Würde man das System Erdogan mit allen verfügbaren Mitteln sanktionieren, wäre es zu Änderungen und Zugeständnissen gezwungen - Putin, wahrlich kein Vorbild als Staatsmann, aber eben aufgrund seines eigenen Machtkalküls geschult im Umgang mit anderen Schlägern, hat es vorgemacht: Binnen 24 Stunden hat er nach dem Abschuß eines russischen Militätflugzeugs durch die türkische Armee harte Sanktionen verhängt, und keine zwei Monate später stand Erdogan bei ihm auf der Matte und hat klein beigegeben. Und das sind nicht mal die einzigen Mittel. Eine gezielte Stärkung der Opposition, eine klare Stellungnahme zu den Angriffen auf kurdische Gebiete und ein Aussetzen aller Waffengeschäfte träfen das Regime an den richtigen Stellen.

Diese Sprache versteht Erdogan. Im ersten Aufbäumen des getroffenen Systems würde die Lage im Land vielleicht noch schlechter für Kritiker und Oppositionelle, aber langfristig hätte die Tyrannei keine Grundlage mehr. So jedoch verfestigen wir die Diktatur und liefern die Menschen auf Dauer der Unterdrückung und sogar der Vernichtung aus. Vor diesem Hintergrund ist die Freilassung eines (!) Journalisten (zeitgleich mit der lebenslänglichen Verurteilung sechs anderer - klarer könnte man die Lage nicht abbilden!) ein geradezu jämmerlich geringer "Erfolg".

Freitag, 5. Januar 2018

Neujahrszeit

Neujahrszeit.
Zeit für ein paar Trennungen.
Von den Falschen und Desinteressierten,
den Energielutschenden und Selbstsüchtigen,
den Lügnern, Giftspritzen und Intriganten,
den Unzuverlässigen, Unberechenbaren und Unsteten,
von unrealistischen Plänen, aussichtslosen Ideen und einseitigen Opfern,
von sinnlosem Streben, vergeblichem Hoffen und törichtem Bemühen.
Von allem, was nichts bringt, nichts gibt und nicht gut tut.
Höchste Zeit für ein paar Trennungen.
Neujahrszeit.