Mittwoch, 25. Mai 2011

Zwei Erkenntnisse

oder: Warum man so leicht verlieren kann...

1.
Einem allzu festen Griff
Entwindet sich das Glück,
Löst sich auf, verfliegt im Wind
Und kehrt nie mehr zurück.

2.
Einem allzu schwachen Griff
Entschlüpft alsbald das Glück,
Macht sich frei und fliegt davon,
Kehrt niemals mehr zurück.

Montag, 23. Mai 2011

Geburtstagsgedanken

Da ist er nun, der 23. Mai. Was fällt mir dazu ein...?

Heute vor 62 Jahren wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Ich denke oft an dieses Land, besonders, seit ich nicht mehr dort zu Hause bin, hinausgeschwemmt, verstoßen sogar irgendwie und mit allen Versuchen, mich zu bewähren, gescheitert.

Aber Heimat bleibt es mir doch, das Land, das mich genährt, geprägt und sozialisiert hat, in dem mir geholfen wurde, wenn ich in Not war, und dem ich so beklagenswert wenig zurückzugeben vermochte.

Zugegeben - es ist eine schwierige Heimat. Das Land hat Geld, und doch nie genug. Es ist wohlständig und neigt doch zur Unzufriedenheit. Seine Konfliktkultur ist unterentwickelt, und sein Wille, mit Pioniergeist die anstehenden Probleme anzugehen, ist weit weniger ausgeprägt als seine Bereitschaft, sich über halb leere Gläser zu beschweren. Und wenn dann etwas gut zu laufen beginnt, scheint eine Art ungläubige Panik um sich zu greifen, die blind macht für vieles Gute. Nein, Entwicklungen dankbar anzunehmen und zu nutzen ist nicht die Stärke dieses Landes.

Egal. Es bleibt die Heimat, der ich vieles verdanke, und der für immer mein Herz gehört. Vielleicht läßt sie sich aus der Ferne besser lieben, leichter, unkomplizierter, weil kein gemeinsames Leben mehr tägliche Bewährung erfordert. Aber aufhören werde ich nie.

Samstag, 21. Mai 2011

Ein bißchen Zeit

"Gib mir noch ein bißchen Zeit!" hatte sie ihm geschrieben. Sie hatten sich seit ihrer Trennung an jenem schrecklichen Dienstag nun schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen, und auf seinen Vorschlag, sich mal wieder zu treffen, antwortete sie nun: "Gib mir noch ein bißchen Zeit, die brauche ich noch, dann machen wir das!"

Natürlich hatte er sofort zugestimmt. Daß er sie gern wiedergesehen hätte, war Ausdruck seiner Sehnsucht nach ihr, seines unbedingten Wunsches, ihre Beziehung vielleicht doch noch zu retten. Zwei Jahre waren sie zusammen gewesen, zwei schwierig-wundervolle Jahre. Er liebte sie. Allen Hindernissen und Mißverständnissen zum Trotze hätte er es gern noch einmal versucht. Aber sie bat ihn um ein bißchen Zeit.

Was sie von ihm verlangte, so dachte er, war nicht nur eine Schonfrist für verletzte Gefühle, nicht nur eine Phase, in der Fehler verstanden, enttäuschte Hoffnungen verarbeitet und mögliche Wunden geheilt werden sollten, damit man es in Zukunft besser machen könne. Nein. Für sie war es eine Zeit, um den Abstand zu vergrößern und die Trennung so manifest zu machen, daß ein Wiedersehen mit ihm keinerlei Versuchung mehr darstellte. Es war ihre Chance, sich von ihm zu entfernen und ihn als Kapitel in ihrem Leben endgültig abzuhaken. Sie würde ihn erst wiedersehen wollen, wenn sie sicher war, daß er ihr Herz nicht mehr zu berühren vermochte, und daß sie klar und entschieden und dauerhaft über ihn hinweg wäre.

Was sie von ihm verlangte, war nicht mehr und nicht weniger als ihr die Gelegenheit zu geben, seinen innigsten Wunsch für immer unerfüllbar zu machen, jeden Rückfall zu verhindern und ihre Liebe langsam und gründlich sterben zu lassen. Dann, erst dann würde sie ihn wiedersehen.

Er liebte sie. Und also gab er ihr die Zeit, um die sie ihn bat.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Ein freier Mensch

Freiheit! Das positivste Wort der Welt. Nun ja, außer Liebe vielleicht. Wer käme darauf, in der Freiheit eine Last zu sehen? Ich bin frei, ein freier Mensch. Frei, selbstbestimmt. Ungebunden. Allein. Ein bißchen einsam. Haltlos schwebend in der Grenzenlosigkeit meiner Möglichkeiten.

Ja, ich kann tun und lassen, was ich will. Ausgehen, "liebe Freundinnen" treffen, trinken, nach Hause kommen, wann und mit wem ich möchte... schauspielern oder echt sein, arbeiten oder in den Urlaub fahren, rote Hosen tragen oder nachts um zwei einen Liter Vanilleeis essen. Ich kann schlafen oder aufstehen, ich kann gehen oder bleiben, ich kann lachen, weinen, reden, schweigen, und niemanden geht's etwas an. Ich bin frei.

Es geht niemanden etwas an. Was immer ich tue oder lasse, ja mein ganzes Leben geht niemanden etwas an. Tja... Was niemanden etwas angeht, daran nimmt irgendwann auch niemand mehr Anteil.

Wie trügerisch der Götterfunke leuchtet. Freiheit. Ein Wort, hinter dem wir allzu gern unsere Bindungsangst verstecken... Ein Klischee, mit dem wir rechtfertigen, uns auf nichts einzulassen, uns nicht durch das enge Nadelöhr der Einschränkung zu quetschen aus Angst vor dem Glück, das dahinter lauern könnte...

Freiheit? Ich pfeife auf die Freiheit, wenn ich in Dir gefangen sein darf.